LÄRM DER STILLE – FRIEDLICHE RUH

Der Wind pfeift ums Haus und rauscht durch die Blätter. Feuer lässt das Holz knacken und knistern. Die Kinder singen, kichern, streiten. Der Verkehr brummt geschäftig durch die Stadt. Das Leben macht Lärm. Und wir sind mittendrin, fühlen uns verbunden mit allem, was wir hören. Auch mit dem, was wir nicht hören wollen, mit dem, was uns stört. Doch machen wir diese Tür zu, vor dem Lärm des Lebens, und ziehen uns zurück, wird das Außen ganz leise und unser Inneres laut.

Die Stille ist mehr als nur das Wegbleiben von Geräuschen, das Fehlen vom Lärm. Sie fordert uns heraus, indem sie uns dazu bringt, uns mit uns selbst auseinanderzusetzen. Sie öffnet Raum für Gedanken, die im Lärm des Alltags untergehen. Sie löst Gefühle aus, die wir, während des Trubels und Treibens, unterdrücken, um funktionieren zu können. Sie bringt uns dazu, in uns hineinzufühlen und uns selbst zuzuhören. Das hilft, um sich zu besinnen, sich seiner Bedürfnisse klar zu werden, und um Entscheidungen zu treffen.

WAS STILLE BEWIRKT
Die Stille kann auch alte Wunden öffnen. Sie kann zum Spiegel der Einsamkeit werden, die erst in der Stille laut und deutlich wird. Sie kann uns Schwächen aufzeigen, die wir uns nicht eingestehen wollen. Und sie kann vergrabene Gefühle zutage fördern, die ausgelebt werden wollen. Stille fordert den Mut, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen – sich seinen Gedanken, Gefühlen und Bedürfnissen zu stellen. Das kann ein Geschenk sein. Oder unerträglich. Wenn wir ein Thema mit uns herumschleppen, dem wir uns nicht stellen wollen, kann die Stille sehr laut werden. Weil sie uns quasi anschreit, uns endlich damit auseinanderzusetzen. Es gibt keine Ausrede mehr, um es zu vertagen, es irgendwann später zu tun. Das sind die Abende, an denen man nicht ohne Musik oder nur vor dem Fernseher einschlafen kann. Wir schlafen irgendwann ein, aber nur, weil unser Geist abgelenkt ist. Doch sobald wir wach werden, und den Fernseher oder die Musik abstellen, grabbeln die Gedanken wieder nach oben, die uns nicht schlafen lassen wollen. Doch wenn wir noch nicht bereit sind, uns diesen zu stellen, helfen zwei Dinge: Entweder, wir laufen uns diese Gedanken von der Seele, bis der Kopf abschaltet, oder wir stellen uns eine Version unseres Selbst vor, die all diese Gedanken für uns wälzt, während wir unseren Schlaf genießen.

RUHE IST LEISE, ABER NICHT STILL
Ruhe ist ein Moment voller Frieden. Ohne Gefahr, ohne Aufregung, ohne Reizüberflutung, doch voller Leben. Wir kommen zu Ruhe, während wir durch den Wald spazieren, dem Plätschern eines Baches lauschen, Schnecken auf ihrer Wanderung beobachten. Sie entschleunigt, entspannt, heilt. Sie bringt uns in unsere Mitte, aus ihr schöpfen wir Kraft. Ruhe kann nicht laut sein. Aber auch nicht vollkommen still. Weil es die leisen, angenehmen Geräusche sind, die Frieden ausstrahlen und uns zur Ruhe bringen.

DIE BALANCE
Wir können weder ständigen Lärm ertragen, noch ewige Ruhe. Weil wir Impulse brauchen, um wieder loslegen zu können. Wir benötigen Stille, um uns selbst zu hören, aber auch den Lärm, um das Leben voll und ganz zu spüren: Der Sturm, der an den Bäumen rüttelt, und unsere Erde so lebendig wirken lässt; das Autobrummen, das das geschäftige Treiben des Miteinanders deutlich macht; das Türklingeln und Hundegebell, dass Besucher ankündigt; das frühe Vogelgezwitscher im Frühling, das manchen aus dem Bett treibt; sogar das Geschrei der Kinder, die sich mal wieder die Köppe einschlagen. Weil all das Zeichen unseres Lebens sind. Und uns deutlich macht: Wir sind nicht allein. Wir sind alle hier. Miteinander. Alles ist verbunden.

gbm

Redaktioneller Beitrag für die Evangelische STIMME der Triangelis Gemeinde