Sehnsucht ist etwas Wunderbares, wenn sie authentisch ist. Aber unser Selbst spielt gern mit uns Spielchen. Es lenkt uns ab mit falschen Wünschen, wenn wir nicht den Mut finden, uns selbst zu begegnen. Doch wenn wir es schaffen, uns richtig zuzuh ren, kann die Sehnsucht zum Motor werden, der uns Erfüllung bringt.
ALLTAGSNEBEL
Die Liste ist lang, die man als Mutter neben der Arbeit zu erledigen hat. Ob es zu klein gewordene Kleidung ist, die man mit neuer ersetzen muss. Ob Geburtstagsfeiern, Hobbies der Kinder, Verabredungen, Haushalt, Garten, Haustier-Versorgung, Arzt-Termine, Vokabeltest-Lernen, Konflikte lösen, Großeltern besuchen, Zeit mit dem eigenen Mann einplanen, oder oder oder… Es ist ein Leichtes, sich selbst darin zu verlieren. Man läuft in einem Hamsterrad und hat Scheuklappen auf. Bis man auf die Nase fällt.
DAS ERWACHEN
In meinem Fall war der Sturz eine Autoimmunerkrankung, die mein bisheriges Leben in Frage stellte und eine Sehnsucht zu Tage förderte, die bis dahin unter Alltagsdingen begraben lag. Sie war überlagert von falscher Sehnsucht und scheinbaren Wünschen (wie z.B. dem Kauf eines neuen Kleides, dem Beginn eines für mich falschen Hobbies – Contemporary Dance mit (für meinen Geschmack) zu vielen Körperverrenkungen – oder der Sehnsucht und den Wünschen anderer, wie z.B. das Hochzeitskleid einer Freundin zu n hen, oder die Motto-Geburtstagspartys der Kinder perfekt zu inszentieren) – weil es so viel leichter ist, anderen ihre Sehnsucht zu erfüllen, als sich selbst.
DIE ERKENNTNIS
Heute begreife ich die Phase des Erwachens – welche für mich zu Beginn die reinste Hölle war (da mein Körper verrückt spielte und mir damit Angst einjagte) – als Geschenk. Weil sie mich dazu gebracht hat, mir selbst wieder zuzuh ren. Und meiner eigenen Sehnsucht zu folgen.
MUT ZUR VERÄNDERUNG
Doch warum braucht man manchmal erst so einen drastischen Impuls? Wegen der Angst dieses Ziel (=Sehnsucht) nicht zu erreichen, also zu versagen? Oder aufgrund der Angst vor der Veränderung, falls sie tatsächlich in Erfüllung geht? Oder weil es sich egoistisch anfühlt, der eigenen Sehnsucht zu folgen? Steht einem so viel Glück überhaupt zu?
DAS GLÜCK ZULASSEN
Ja, das tut es! Weil man dieses Glück mit anderen teilen kann. Und wenn man sein Ziel richtig ausrichtet, braucht man auch keine Angst vor seiner Erfüllung zu haben. Mein größter Wunsch war es, mein eigenes Kinderbuch zu veröffentlichen. Das dachte ich zumindest. Doch als ich mich damit auseinandersetzte, spürte ich, dass ich vor allem eins will: so leben! In einem kleinen Atelier Geschichten schreiben und Bilder malen, die Kinder zum Lachen bringen. Schöpferisch tätig sein, ohne Vorgaben und Reglementierungen.
Und falls Sie sich jetzt fragen, wonach Sie sich sehnen… Stellen Sie sich vor, Sie hätten unbegrenzte Möglichkeiten und alle würden Sie in Ihrem Vorhaben unterstützen. Was würden Sie tun? Und mit wem würden Sie Ihre Zeit verbringen?
In diesem Sinne – carpe diem!
gbm
Redaktioneller Beitrag für die Evangelische STIMME der Triangelis Gemeinde